Als Kind saß ich oft zusammen mit meiner Oma Helene in der kleinen Küche auf den wackeligen Stühlen mit Resopalsitzfläche. Oma erzählte dann gerne aus ihrem Leben.
Sie beschrieb mir ihren großen Garten, berichtete von der Ernte und von der Kuh, die von ihren Kindern gehütet werden sollte und dabei das Salatfeld abfraß. Oder sie erinnerte sich an die Katze, die zwischen den Rocksäumen ihrer Mutter den Mittagsschlaf hielt. Helene sprach aber auch über den Krieg, ihre Entbehrungen, nicht verwirklichten Träume und über die harte Arbeit, die ihren Rücken später krumm werden ließ!
Einmal verriet sie mir ihre allerliebste Leckerei im Mai, die „besser schmeckt als jede Schokolade“! „Also, du gehst in den Garten wenn die Sonne scheint und pflückst dir eine große sonnenwarme Erdbeere. Die steckst du nicht sofort in den Mund, sondern trägst sie in die Küche.
Dort nimmst du dir eine Scheibe Weißbrot, bestreichst diese mit Butter (die wiederum am besten schmeckt, so erfuhr ich, wenn Uroma – die mit der Katze – sie im Butterfass selbstgemacht hat), legst die Erdbeere darauf und zermatscht sie mit der Gabel. Zum Schluss gibst du etwas Zucker über dein Erdbeermarmeladenbrot – und genießt es!“
Wenn jetzt die ersten Erdbeeren aus dem Garten reif sind, schmeckt mir Oma Helenes Erdbeermarmeladenbrot (natürlich heute allerhöchstens mit veganer Margarine) besser als jede Schokolade! Und dankbar erkenne ich Omas weisen Rat: Die Dinge sind einfach!
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