Whole foods, Sprouts und Trader Joes – das sind die größten “organic” Supermärkte hier in der näheren Umgebung. In den ersten Wochen unseres Aufenthaltes in Kalifornien war ich fasziniert von dem Angebot, welches die drei bereithalten (das Überangebot der “normalen” Supermärkte kennen wir ja!). Ach und natürlich fühlt man sich auch so umweltbewußt und politisch korrekt, wenn “biologisch” eingekauft wird. Belohnt werde ich durch das Einkaufserlebnis in diesen Tempeln des “organic food”. Zum Konzept von Trader Joes, gehört z.B. eine Art Entertainment: Schicke Eigenmarke in ansprechendem Stil, netter Plausch an der Kasse inklusive eines kleinen Späßchens oder Probierstände, an denen diverse Drinks, Cookies usw. “for free” angeboten werden (Die Kette Trader Joes, man glaubt es kaum, gehört übrigens zu Aldi.).
Die Gemüseabteilungen gleichen einem Füllhorn und reizen Auge und Gaumen gleichermaßen. Muss ich noch erwähnen, dass fruits and vegetable immer (immer!) ansprechend arrangiert werden, es keine welken Blätter oder Druckstellen oder auch ungleiche Äpfel gibt? Das gilt übrigens für alle (also auch oder gerade die nicht biologischen) Supermärkte, die ich bisher hier besucht habe.
Angesichts dieses Überangebotes muss ich zwangsläufig an unsere Lebensmittelverschwendung auch in Europa denken. Die US-Regierung schätzt, dass allein die Supermärkte in den USA jedes Jahr 15 Milliarden Dollar aufgrund von nicht verkauftem Obst und Gemüse verlieren. Laut einer Studie des Natural Resources Defense Council (NRDC) werfen die Amerikaner bis zu 40 Prozent ihrer Lebensmittel jedes Jahr im Wert von mindestens 165 Milliarden Dollar in den Müll. Auf eine durchschnittliche, vierköpfige US-Familie umgerechnet entspricht dies ca. 2.275 Dollar pro Jahr. Europa ist da aber nicht viel besser: Die Europäische Kommission schätzt, dass jedes Jahr in der EU bis zu 50 Prozent der essbaren und gesunden Lebensmittel insgesamt weggeworfen werden. Die Uni Stuttgart ermittelte im letzten Jahr in einer Studie, dass ein vierköpfiger Haushalt in Deutschland pro Jahr Lebensmittel immerhin im Wert von 940 Euro in den Müll wirft. Das entspricht in etwa 82 Kilogramm pro deutschen Bürger im Jahr oder 11 Millionen Tonnen Lebensmittel bundesweit!
Nach diesen Zahlen habe ich gar keine Lust mehr einkaufen zu gehen! Ich will nicht auf Gemüse-Gemälde in Supermärkten gucken, wenn ich weiß, dass ein Großteil davon “entsorgt” wird. Ich will keine Äpfel, Tomaten, Kartoffeln usw. kaufen, die sich kaum unterscheiden, weil ich ahne, dass der nicht konforme Teil der Ernte “entsorgt” wird. Ich habe keine Lust mehr, mit meinen Kindern über das Mindesthaltbarkeitsdatum zu reden, welches sie als “gottgegeben” hinnehmen ohne zu hinterfragen, wer dieses Datum eigentlich beschließt (die Händler natürlich) und ob die abgelaufenen Lebensmittel per Datum ungenießbar werden! Ich habe auch keine Lust mehr, im Restaurant die viel zu großen Portionen zu bestaunen, die nicht mal zur Hälfte aufgegessen werden können. Mir reichts! Deshalb schreibe ich heute meinen Frust ab und gehe nachher zu einem der vielen Farmer an der Straße, um große knubbelige Jicamas zu kaufen, Erdbeeren in unterschiedlichen Größen und kleine Avocados, denn die großen, ertragreichen Früchte liegen bereits im Supermarkt um die Ecke!
Kleiner Nachtrag: Vorgestern gab es Möhrengemüse. Es wurde nicht alles aufgegessen. Heute stand ein leckerer Möhrenkuchen auf dem Kaffeetisch (Auch das noch: Die Sojasahne war -upps- gestern abgelaufen) ….
Nachtrag 2: In einigen “Testsupermärkten” werden in Deutschland seit letzter Woche krumme Gurken und knubbelige Tomaten angeboten – jenseits der Normgröße. Umkehr oder Marketing?
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