Du findest 25 Zutaten und die Verwendung von Räucherpistole und Sous-Vide-Gerät irgendwie “too much” für die Zubereitung eines einzigen Rezeptes? Wer bisher die Gerichte des kalifornischen Rohkost-Gurus Matthew Kenney nach”kochen” wollte, musste große Lust auf teilweise abgefahrene Methoden der Zubereitung haben! Nach der intensiven Beschäftigung mit seinem Buch „Plant Food“ kam ich deshalb auch zu dem Ergebnis, dass dieses Kochbuch als wunderbarer Bildband die Kunst des Raw Food dokumentiert. Für die häusliche Küche sind die meisten Rezepte allerdings aufgrund der vielen Zutaten und Arbeitsschritte sowie der benötigten High Tech-Geräte nicht wirklich geeignet.
Doch kaum war meine Rezension online, wurde die deutsche Übersetzung des Buches “Every Day Raw” von Matthew Kenney veröffentlicht! Man muss meinen Blog gelesen haben 😉 !
In diesem Buch soll nun Rohkost aus „heimischer Küche“ vorgestellt werden. In der Einleitung spricht Matthew vom Rohkost-Lifestyle und der Gourmet-Rohkost, die mit einer herkömmlichen Küchenausstattung nicht mehr herstellbar ist. Doch auch ein Matthew Kenney hat zu Hause eher wenig Zeit zum „Kochen“ (um die Nährstoffe nicht zu zerstören, werden Lebensmittel nicht über 47 °C erhitzt, so dass man nicht wirklich von „Kochen“ sprechen kann).
Deshalb „soll Rohkost für die heimische Küche idealerweise unkompliziert sein und aus sättigenden Zutaten bestehen, dabei aber insgesamt aus weniger Komponenten und weniger Schritten, denn sie soll einfacher und in kürzerer Zeit zuzubereiten sein. Sein Credo lautet „Hauptsache simpel – und Genuss (vgl. S.12)!
Das klingt gut und ich bin gespannt!
Für die Rezepte im Buch kauft er nur nach Möglichkeit nur biologische Zutaten, die außerdem „das Innere eines Flugzeugs nie gesehen haben“ und im Idealfall würde er „nur Dinge essen, die es niemals bis in einen Kühlschrank geschafft haben“ (vgl. S.11).
Gedanklich checke ich kurz die Bestände meiner Vorratskammer – nicht nur die dort gelagerten Bananen haben einen langen Flug hinter sich… Und wie sieht es mit der Beschaffung der Zutaten für seine Rezepte hier in Deutschland aus? Pecans und frisches Kokosnussfleisch, Ahornsirup und Ananas – im Gegensatz zum „Plant Food“ kommen die Gerichte zwar mit viel weniger Zutaten aus, aber Matthew gibt zu, dass in der Rohkost einige Zutaten regional einfach nicht erhältlich sind – das sei ein Aufgabe für die Zukunft und bis dahin lässt er sich auch seine thailändischen Kokosnüsse schmecken! Aha!
Seine Vorliebe für High Tech-Geräte spiegelt sich in diesem Buch nicht wieder. Tatsächlich hat er konsequent darauf geachtet, dass die Räucherpistole und das Sous Vide Gerät in der Restaurantküche bleiben. Benötigt werden allerdings ein Hochleistungsmixer und ein Dörrapparat. Letzterer Trockungsapparat kann zwar auch durch den heimischen Backofen ersetzt werden, aber energiesparender ist sicherlich ein Dörrappparat. So gesehen ist Matthew Kenneys Rohkostküche simpel gedacht: Man benötigt lediglich 2 Geräte nebst Messern, Schüsseln und Schneidplatten; ade Backofen, Herd, Dunstabzugshaube, Mikrowelle und Küchenmaschine!
Damit die rohköstlichen Mahlzeiten auch gelingen, lese ich mir das Kapitel „Handbuch für den Alltag“ durch. Hier werden verschiedene Techniken der Zubereitung vorgestellt, außerdem wird die Organisation der Rohkostküche erklärt. Gerade für Nicht-Rohköstler ist dieser Punkt sicherlich wichtig, denn obwohl die finale Zubereitung der Mahlzeiten nicht zeitaufwändig ist, müssen viele Zutaten vorbereitet werden. Nüsse oder Trockenfrüchte weichen oft mehrere Stunden ein und/oder werden getrocknet. Der Dörrapparat benötigt ebenfalls einige Stunden für das richtige Ergebnis. Matthew gibt deshalb zu Recht den Tipp, am besten das Buch erstmal ganz zu lesen! Ansonsten verweist er mehrmals darauf, dass seine Rezepte eine Basis darstellen, mit deren Hilfe man eigene Variationen schaffen kann.
Bevor ich gleich zu den Rezepten komme, hier mein Fazit: Das Buch bietet gesunde, einfache und leckere Rezepte, die überwiegend ohne teure Geräte hergestellt werden können. Einige Zutaten sind in Deutschland schwer erhältlich, der Verlag bietet einen Lieferservice an. Wer anfangen möchte Rohköstliches zuzubereiten, sollte die Tipps und das Rezept vorher lesen. Außerdem sollte man offen sein, Rezepte auch abzuwandeln – sei es, um eigene Ideen einfließen zu lassen oder weil man doch nicht alle Zutaten bekommt… 😀
Das Buch gliedert sich in folgende Kapitel:
Einleitung, Handbuch für den Alltag, gepresst&püriert, Snacks, ohne Backen, Vorspeisen, Aufstriche, Dips & Saucen, Salate, größere Gerichte, Desserts, Eis, Index, Bezugsquellen. Nach den ganzen Infos geht es also los mit den Smoothies, die nicht nur in der Rohkostküche einen großen Platz einnehmen. Da ich kein Smoothiefan bin, blättere ich weiter zu den Snacks.
Doch halt, dieser Ancho Kakao aus Paranussmilch mit Chili und Kakaopulver klingt interessant. Die bei uns im Vorrat eher selten anzutreffenden Paranüsse (sogar das Verfallsdatum liegt noch in einiger Ferne 😉 ) sind auch in ausreichender Menge vorhanden. Also mixe ich nach Anweisung den Drink zusammen und probiere. Lecker! Er ist zwar etwas dünn (vielleicht liegt es am fehlenden Lezithin, das ich spontan leider nicht vorrätig hatte), aber der Kakao gibt mir Power für den Tag!
Ich blättere weiter durch das Buch. Hier fallen mir gleich die Chili-Limetten-Macadamias ins Auge, die mariniert und getrocknet werden. Das klingt auch lecker! Ansonsten gibt es unter anderem ein Rezept für Müsli und Granola und z.B. Makronen, Cookies oder auch Schokodrops. Nicht gebacken sondern getrocknet werden die Cräcker, von denen 5 verschiedene Versionen abgedruckt sind. Bei den Vorspeisen finde ich die Blaubeer-Pfannkuchen interessant, denn es wird ja kein Mehl verwendet und die Pfanne kommt ebenfalls nicht zum Einsatz! Nun, der Teig besteht im wesentlichen aus Nussmus und wird einfach getrocknet. Das werde ich auf jeden Fall ausprobieren (Allerdings gehört diese Leckerei bestimmt in die Kategorie “Sportlernahrung”, wenn man mal den Energiegehalt hochrechnet!). Interessant finde ich auch den selbstgemachten Seidentofu und das darauf basierende Rührtofu. Die Basis des Tofus besteht hier übrigens nicht aus Sojabohnen, sondern aus Cashewcreme, die mit Karragen stabilisiert wird. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, woher ich Karragen bekomme …
Das Herstellen der Aufstriche und Dips dürfte für vegan essende Menschen nicht wirklich neu sein. Hier kommt der Mixer zum Einsatz und es warten leckere Rezepte für Pesto, Salsa und Hummus, aber auch Nusskäse, wie Macadamia-Feta, Sour Cream oder Zitronen-Thymian-Joghurtsauce.
Bei den Salaten gefallen mir das Tabouleh aus Quinoa und vor allem die Saucen. Das cremige Thai-Dressing ist der Hit. Matthew hat sogar einen rohen Kartoffelsalat im Angebot. Der besteht aber aus Yamswurzel und die habe ich in Norddeutschland noch nicht entdeckt!
Da mein Sohn Jo Wraps ziemlich prima findet, wage ich mich als nächstes an die Mango Wraps. Die Wraps bestehen nur aus pürierten 600 g Mango- und 270 g Kokosnussfleisch, dass zu 4 Fladen ausgestrichen und im Dörrapparat getrocknet wird. Die Fladen sind auch ohne Füllung ziemlich lecker und erinnern ein wenig an Fruchtleder. Gefüllt werden die Mango Wraps mit Möhren, Kokosnuss, Paprika und Römersalat sowie Minze und Koriandergrün. Dazu gibt es das Thaidressing. Yummie – ein perfektes Sommergericht!
Zutaten für das Thai-Dressing zu den Mango Wraps
125 g Sesamöl
125 ml Nama Shoyu (diese Sojasauce ist umpasteurisiert und wird in der Rohkostküche verwendet)
60 ml Olivenöl
60 ml Limettensaft
1 EL Ahornsirup
4 Bird-Eye-Chilis oder 3 Tl rote Chiliflocken (ich habe letztere verwendet)
1 TL Meersalz
4 El gehackte Cashewkerne
Zubereitung
Alle Zutaten im Mixer glatt pürieren. Ergibt ca. 500 ml.
Und was gibts zum Dessert? Hier entscheiden wir uns für den Kürbiskuchen mit Thymian. Aber der muss erst noch zusammengerührt und gekühlt werden. Bin schon gespannt, wie er schmeckt …
Mango Wraps - "Everyday Raw" durch den Sommer!
Zutaten
- 125 g Sesamöl
- 125 ml Nama Shoyu diese Sojasauce ist umpasteurisiert und wird in der Rohkostküche verwendet oder eine glutenfreie Sojasauce
- 60 ml Olivenöl
- 60 ml Limettensaft
- 1 EL Ahornsirup
- 4 Bird-Eye-Chilis oder 3 Tl rote Chiliflocken ich habe letztere verwendet
- 1 TL Meersalz
- 4 El gehackte Cashewkerne
Anleitungen
- Alle Zutaten im Mixer glatt pürieren. Ergibt ca. 500 ml.
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