„Du hast es gut, Plastikmüll fällt bei dir als Veganerin ja gar nicht an. Da ist der Weg zum Zero Waste doch nicht mehr weit!“ Ach hätte Julia doch nur recht! Die Wahrheit sieht leider anders aus! Mich nervt es ziemlich, dass allein der gelbe Sack im Hause Holunder immer noch mit unnötigen Umverpackungen gefüttert wird (mal abgesehen von all dem anderen Müll, den wir produzieren).
Klar essen wir viel Gemüse und das kann ich über die Ökokiste, auf dem Markt oder teilweise auch im Supermarkt unverpackt kaufen. In letzterem werden allerdings überwiegend konventionell angebaute Sorten unverpackt angeboten. Aber unglaublicherweise ist es echt schwer, im Supermarkt z.B. Biozucchini, Bioäpfel oder Biomöhren ohne Plastik zu kaufen. So richtig kompliziert wird es dann in der Kühlabteilung. Zwar muss ich nicht mit den Fleisch- und Käsefachverkäufer*innen argumentieren, ob die Scheiben nun in meine mitgebrachten Behälter gefüllt werden dürfen. Aber hast du schon mal versucht Sojajoghurt im Glas zu kaufen? Hafermilch? Tofuzubereitungen?
Auch Nudeln, Nüsse, Trockenobst und Müsli werden überwiegend in Plastiktüten verkauft, sowohl im Bio- als auch im Supermarkt.
Warum muss ich lange suchen, um ein Produkt zu finden, dessen Umverpackung nicht aus Plastik besteht? Das ist nicht zeitgemäß.
Vom Zero Waste sind wir noch sehr weit entfernt. Aber funktioniert wenigstens ein Leben ohne Plastikumverpackungen für uns als Familie? Ich nehme die beginnende Fastenzeit zum Anlass, probeweise in den nächsten 14 Tagen auf Plastik zu verzichten. Jo und Toni haben auch Lust mitzumachen. Ab jetzt machen wir die Plastikfrei Challenge!
Doch denkt mein Sohn sofort an die ersten Hürden: „Ähm, wie soll ich mich duschen? Eincremen? Toilettenpapier ist in Plastik eingetütet. Sollen wir jetzt Blätter nehmen oder wie?“
Immerhin gibt es für den Hygienesektor Kompromisse. Jo war zwar nie ein Freund der guten alten Seife, ist aber bereit umzudenken. Nach einem Besuch bei “Lush” (Dort hoffe ich meinen jugendlichen Sohn am einfachsten inspirieren zu können. Seifen und Co gibt es handgemacht und in toller Qualität natürlich auch auf Märkten, in Bio- oder Unverpacktläden.) findet er wohlriechende vegane Seife, dazu gibt es noch Bodylotion in Form einer festen „Massagebar“. Und sogar Shampoo ist als festes Stück erhältlich. Das hätten wir geklärt.
Da wir gerade in Bremen sind, statten wir unserem bisher einzigen Unverpacktladen „Selfair“ einen Besuch ab. Hier gibt es Brot, Gemüse, Reis, Nudeln, Nüsse, Mehl, Trockenfrüchte zum Abfüllen. Außerdem sind Brotaufstriche, Getränke, (auch Kaffee, gemahlen) Seifen, Hygienearktikel und juhu – Toilettenpapier erhältlich. An der Feinkosttheke können Oliven, Käse, Salate und Soßen mitgenommen werden. Vieles davon ist vegan. Der Besitzer Selcuk Demirkapi ist super nett und will gleich mal recherchieren, ob er einen pflanzlichen Joghurt im Glas anbieten kann (den gibt es meines Wissens zwar noch nicht, aber je mehr Menschen bei den Herstellern nachfragen, desto besser). Beschwingt machen wir uns auf den Heimweg. Ähm, apropos Heimweg – was es für meinen ökologischen Fußabdruck bedeutet, wenn wir viele Kilometer mit dem Auto fahren um unverpackte Lebensmittel einzukaufen thematisiere ich jetzt lieber nicht 😐
In Münster (Toni studiert dort) sind schon 2 ziemlich gut sortierte Unverpackt-Läden erfolgreich. Schau mal hier: “natürlich Unverpackt“, “Einzelhandel zum Wohlfüllen“. Meine Tochter kann mit ihren Behältnissen ganz entspannt mit dem Fahrrad in diese Einkaufsparadiese fahren. Ich bin etwas neidisch…
Leider lebe ich nicht in Münster oder einer Großstadt wie Berlin oder Frankfurt, sondern auf dem Land. Und deshalb sind meine Probleme bezüglich der Verringerung des Plastikmülls für einige Leser*innen wahrscheinlich gar nicht nachvollziehbar. Wusstest du, dass es sogar Zero Waste Online Shops gibt? Hier könnte ich viele Dinge des täglichen Lebens unverpackt bekommen. Aber für einen plastikfreien Einkauf im Netz kann ich mich noch nicht so richtig begeistern. Für mich widersprechen sich Zero Waste und Online Shopping. Wie siehst du das?
Dagegen finde ich das Ökokisten-Abo sehr sinnvoll. Hier kann man je nach Anbieter zwischen verschiedenen Kisten (Single-, Familienkiste) wählen und sich regional angebautes Obst und Gemüse wöchentlich von den Betreiber*innen liefern lassen. Bei der Bremer “Ökokiste” kann die Kiste online mit weiteren Lebensmitteln (die sind nicht alle plastikfrei verpackt) bestückt werden.
Kaum im Auto, findet mein Sohn keine Schoki mehr im Handschuhfach: „Schokolade ist jetzt nicht drin, richtig? Und Müsliriegel? Und was ist jetzt mit meinem Joghurt zum Frühstück?” Doch ich bin gut gelaunt: Schoki mache ich doch sowieso selber (Ob ich Kakaobutter unverpackt bekomme, weiß ich allerdings noch nicht …). Und die Riegel gibt es als Energyballs, auch selbstgerollt natürlich. Hier findest du die Rezepte für Cashew Schokolade und Schokolade mit Kokoschips, sowie Energy Balls für den Sportler und Fall Balls)
Tja aber der Joghurt wird jetzt mein Experimentierfeld. Im nächsten Beitrag teile ich mit dir meine Erfahrungen mit der Herstellung von Pflanzenmilch und Joghurt. Und ich bin selber gespannt, wie ich den Plastikberg beim nächsten Einkauf umgehen kann…
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