Auf unserem Kurztrip durch Florida vor ein paar Wochen war es manchmal nicht einfach, lecker vegan zu essen. Doch mit Hilfe der App “Happy Cow”* hatten wir herausgefunden, dass es gar nicht so weit von unserem Standort einen veganen Hot Spot gibt, den wir unbedingt besuchen wollten! Wie ich schon berichtete, betreibt der Rohkost-Guru Matthew Kenney, dessen Restaurant “Plant Food + Wine in Venice, California hochgelobt ist, im Wynwood Arts District von Miami ein weiteres Restaurant. Yeah! Es war Lunchtime, wir stiegen ins Auto, hatten keine Reservierung und suchten Matthew!
Nach einer halbstündigen Fahrt zeigte uns die App das Ziel an. Wir bogen in eine kleine Wohnstraße ein und rollten an einer Gruppe Männern vorbei, die auf wackeligen Plastikstühlen scheinbar den Tag an sich vorbeiziehen ließen. Kinder spielten auf dem Asphalt, gemächlich schlenderte eine Katze an einem riesigen rostigen Metalltor vorbei … Wo bitte schön sollte hier ein hippes Restaurant sein?
Doch plötzlich öffnete sich das Tor und gab die Sicht frei auf einen bewachten Parkplatz! Aha! Das Plant Food and Wine hatte sich wirklich gut versteckt! Unter einer lauschigen Pergola an einem Pool waren mehrere kleine Tische gruppiert. Hinter einer Glasfront sah man Gruppentische, einen Tresen und eine offene Küche. Es war ziemlich voll, doch trotz fehlender Reservierung bekamen wir ein kleines Tischchen im Schatten und feierten unsere Ankunft mit einem Watermelon-Mint-Spritzer. Lecker! Dann widmeten wir uns der interessanten Karte.
Alle Gerichte sind vegan und “raw”, die Zutaten werden also nicht über 47 Grad Celsius erhitzt. Doch wer denkt, dass die Köche nun Gemüse, Nüsse und Samen aus ihrem Garten auf die Teller werfen und evtl. noch ein paar Superfoods drumherum dekorieren liegt falsch! Matthew Kenneys Rezepte basieren auf drei Faktoren, so sagt er: Zutaten, Technik und Innovation. Kurz gesagt verwendet er Bioprodukte um aus diesen mittels modernster Geräte ungewöhnliche Rezepte zu entwickeln. So gehören Dörrapparat, Räucherpistole, Sous-Vide Gerät, Sorbetmaschine oder Schockfroster zur ganz normalen Küchenausstattung. Also, ich besitze immerhin Messer und Mixer … aber war nun gespannt, wie Rohkost in diesem Restaurant schmeckt!
Doch zurück zur Menükarte! Ich wisst ja, ich liebe Nusskäse und natürlich entschied ich mich deshalb für die Käseplatte mit Cräckern und Pickles. Toni nahm ein Blumenkohlsteak, Sous vide gegart, dazu ein Scramble aus Mais und Kürbis mit Pilzen, Trüffelöl und Hanfsamen.
Die Käseplatte bestand aus 4 (sehr) kleinen Stückchen Käse, die im hauseigenen Plantlab Artisanal hergestellt und auch verkauft werden. Allein schon der Name sagt wieder einiges über das Konzept aus – pflanzliche Käseherstellung aus dem Labor, aber mit Biozuttaten! Matthews Käse sind übrigens fermentiert und bestehen aus Cashew- und Macadamianüssen. Mir wurde “White Truffle”, “Smoked Cheddar”, “Mixed Pepercorn” und “Blue Cheese” zusammen mit sehr vielen Cräckern serviert. Alles schmeckte prima und zuhause werde ich mich auf jeden Fall mit fermentierten Käsen beschäftigen, das steht schon mal fest! Nur eine Räucherpistole fehlt bei Helene, so dass es einen Smoked Cheese wohl nicht geben wird!
Toni bekam auf zwei Tellern ihren Mix aus Pilzen, Mais, Kürbis und Trüffel sowie das Blumenkohlsteak serviert. Begeistert war sie von der cremigen Mais-Kürbis-Sauce, die prima mit den Pilzen harmonierte. Die Pilze waren mariniert und sahen irgendwie verarbeitet aus, wir vermuten, dass sie wie das Blumensteak luftdicht verpackt im Sous-Vide-Wasserbad bei 46 Grad mehrere Stunden gegart wurden.
Der Blumenkohl war nicht so meine Sache, denn trotz des Wasserbades schmeckte er ziemlich “bissfest”. Interessant ist allerdings auch meine Erwartungshaltung – ich weiß, dass Blumenkohl als Rohkost mit einem Dip knackig ist, während er als “Steak” weich oder knusprig zu sein hat? Jedenfalls fand Toni alles superlecker und deshalb wollten wir unbedingt auch noch ein Dessert probieren!
Für mich war klar, es mussten die kandierten Papaya auf Macadamia-Ziegen-Käse mit Granola sein. Mein Töchterchen entschied sich für Schokoladenkuchen mit Orangencreme und Dill!
Mmmh, meine Kombination aus süßer Frucht und säuerlichem Käse war super, auch Toni “Sweet Tooth” kam voll auf ihre Kosten, denn die Schokoladenganache war aromatisch und cremig, der Boden knusprig und durch die Orangencreme bekam der Kuchen eine leichte Note!
Ach, das war schon alles sehr lecker. Der Service war prima, man konnte uns zu allen Gerichten Auskunft geben und Toni wurde umfassend beraten, denn natürlich konnte sie sich mal wieder nur schwer entscheiden zwischen all den Köstlichkeiten.
Sicherlich leistet Matthew Kinney einen Beitrag, um Raw Food weiter populär zu machen. Seine Rezepte regen an, einfach mal andere Verarbeitungsmöglichkeiten zu probieren, die er übrigens in seiner Kochschule auch Interessierten vermittelt! Richtig ist es, pflanzliche Küche als die Gourmetküche der Zukunft zu betrachten. Allerdings bleibt ein Besuch des Plant Food + Wine und seiner anderen hochpreisigen Restaurants ein Event. Auch die Teilnahme an den Koch- und Onlinekursen ist nur mit einem gut gefüllten Geldbeutel möglich. Und wer kann sich die teuren Küchengeräte, die langfristig nötig sind um seine Rezepte komplett umzusetzen, leisten? Doch unser Lunch hat auf jeden Fall inspiriert, noch mehr Raw Food in den Alltag zu integrieren und sicherlich werde ich jetzt Rohkost mal auf andere Weise zubereiten. Ich freue mich schon!
*Wir nutzen die App. Happy Cow für die Suche nach veganen Restaurants sehr gerne, da sie in Europa und in den USA funktioniert. Mit ihr findet man über die Umkreissuche rein vegane und vegetarische Restaurants, aber auch veggie-freundliche Essensplätze oder Einkaufsmöglichkeiten. Außerdem kann man gezielt Orte festlegen und die dort angegebenen Restaurants speichern. Außerdem werden Bewertungen anderer Nutzer angezeigt, die bei der Auswahl durchaus von Nutzen sein können. Auf Deutschland bezogen bietet z.B. die App vom VEBU eine gute Hilfe. Leider funktioniert sie momentan nur für Android.
Dieser Beitrag enthält meine persönlichen Empfehlungen und beinhaltet keine Werbung.
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